– Ein Leitfaden für wachstumsstarke Organisationen

In der Hochgeschwindigkeitszone des Wachstums ist nachhaltige Innovation Pflicht. Für Innovationsleiter und Unternehmer bedeutet das: Sie müssen nicht nur Neues denken, sondern es auch strukturiert skalieren. Die Kunst besteht darin, Geschwindigkeit, Nachhaltigkeit und Wirkung in Einklang zu bringen.

3 wissenschaftliche Impulse

Doppelte Transformation als Wettbewerbsvorteil

Eine aktuelle Analyse der Bertelsmann Stiftung und des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) zeigt, dass mittelständische Unternehmen, die Nachhaltigkeit und Digitalisierung gezielt miteinander verknüpfen, deutliche Wettbewerbsvorteile erzielen. Diese „doppelte Transformation“ ermöglicht nicht nur Effizienzsteigerungen, sondern erschließt auch neue Geschäftsfelder und stärkt die Resilienz gegenüber externen Schocks.

Durch die Studie sollte analysiert werden, welche Treiber und Akteure diese in Gang setzen und herauszufinden, welche Prozesse, Strategien und Entscheidungswege notwendig sind, um den Wandel im Unternehmen umzusetzen. Deutlich wurde, dass das hierfür notwendige Mindset innerhalb einer Organisation einer entsprechenden Unternehmenskultur bedarf und nicht durch eine einzelne Stelle wie der einer oder eines Nachhaltigkeitsbeauftragten allein umgesetzt werden kann. Führung steht hierbei in der Verantwortung und wird als wichtiges Vorbild der gelebten nachhaltigkeitsorientierten Kultur
im Unternehmen betrachtet. ​


Künstliche Intelligenz für grünes Wachstum

Eine Studie untersucht den Einfluss von KI-Innovationen, digitaler Wirtschaft und erneuerbaren Energien auf CO₂-Emissionen. Die Ergebnisse zeigen, dass KI-Innovationen, der Ausbau erneuerbarer Energien und die Entwicklung der digitalen Wirtschaft signifikant zur Reduzierung der CO₂-Emissionen beitragen. Im Gegensatz dazu führen das Wirtschaftswachstum (gemessen am BIP) und die Industrialisierung zu einem Anstieg der Emissionen. Die Studie hebt hervor, dass insbesondere die Förderung von KI-Technologien und der digitalen Infrastruktur in Kombination mit Investitionen in erneuerbare Energien entscheidend für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung und die Erreichung von Netto-Null-Emissionen sind. Die Autoren empfehlen daher, politische Maßnahmen zu ergreifen, die diese Bereiche stärken und gleichzeitig umweltfreundliche industrielle Entwicklungen fördern.


Green Innovation steigert Produktivität

Eine Untersuchung zur Wirkung von grünen Innovationen auf die Produktivität von Unternehmen zeigt, dass in emissionsintensiven Sektoren wie der Industrie sowohl grüne als auch nicht-grüne Patente die Produktivität steigern können. Besonders bemerkenswert ist, dass grüne Innovationen in diesen Branchen nicht nur zur Umweltfreundlichkeit beitragen, sondern auch wirtschaftlich vorteilhaft sind. In weniger emissionsintensiven Unternehmen hingegen zeigen grüne Patente eine geringere Wirkung auf die Produktivität. ​Eine Studie von Jiang und Tol (2024) zeigen, dass in emissionsintensiven Sektoren sowohl grüne als auch nicht-grüne Patente die Produktivität steigern können. In weniger emissionsintensiven Unternehmen hingegen zeigen grüne Patente eine geringere Wirkung auf die Produktivität. ​Eine Analyse von CEPR (2023) zeigt, dass eine Verdopplung der jährlichen Anmeldungen grüner Patente das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach fünf Jahren um 1,7 % steigern kann. Diese Studie unterstreicht, dass grüne Innovationen nicht nur ökologische Vorteile bringen, sondern auch erheblich zum wirtschaftlichen Wachstum beitragen können. ​


9 Erfolgshebeln für die Zukunftsrobustheit

Diese neun Erfolgshebel helfen dabei, Innovation gezielt und zukunftsrobust zu gestalten:


1. Kundenzentrierung als strategisches Betriebssystem

Schnell wachsende Organisationen neigen dazu, sich in internen Prozessen zu verlieren. Innovationsverantwortliche sollten stattdessen konsequent auf Kundennähe setzen. Methoden wie Jobs-to-be-Done oder Customer Journey Mapping helfen, Lösungen nicht für, sondern mit Kunden zu entwickeln. Wachstumsunternehmen mit konsequentem Customer-Driven Innovation Framework erzielen laut Forrester bis zu 40 % schnellere Markteinführungen.


2. Innovationskultur mit Fehlerfreude

Skalierung geht mit Unsicherheit einher. Innovationsleiter:innen müssen Räume schaffen, in denen getestet, verworfen und gelernt werden darf – ohne politische Kosten. Fehlerkultur wird so zur strategischen Ressource für Resilienz und Anpassungsfähigkeit. Fördern Sie „Pre-Mortems“, um vorab Schwächen zu identifizieren und psychologische Sicherheit im Team zu stärken.


3. Eine skalierbare Innovationsstrategie

Zwischen Vision und Realität braucht es klare Leitplanken. Eine skalierbare Innovationsstrategie definiert, wo Ihr Unternehmen nicht innoviert – genauso klar wie das, was im Fokus steht. Das schützt Ressourcen und gibt Orientierung im Wachstum. Nutzen Sie OKRs (Objectives and Key Results), um Innovationsaktivitäten messbar und strategisch ausgerichtet zu steuern.


4. High-Performance durch interdisziplinäre Teams

In wachsenden Organisationen werden Silos schnell zum Innovationskiller. Cross-funktionale, diverse Teams beschleunigen Entscheidungsfindung und erhöhen die Qualität von Lösungen durch multiple Perspektiven. Interdisziplinäre Teams steigern Innovationsquoten um bis zu 30 % – bei gleichzeitig höherer Mitarbeiterbindung.


5. Technologie-orientierte Innovationsarchitektur

Für Innovationsleiter:innen heißt Technologieeinsatz: Enabler, nicht Spielerei. Die Architektur der Innovationsprozesse muss Technologien wie KI, Automatisierung oder digitale Zwillinge intelligent integrieren, um schnell auf Marktveränderungen reagieren zu können. Unternehmen, die „Technology Radar“ im Unternehmen etabliert haben, können Reifegrad, Nutzen und Relevanz neuer Technologien kontinuierlich bewerten.


6. Agile Strukturen für exponentielles Wachstum

Skalierbare Innovation benötigt dynamikrobuste Organisationsformen. Klassische Hierarchien bremsen. Innovationsverantwortliche müssen agile Prinzipien auf struktureller Ebene verankern – von Entscheidungswegen bis hin zur Budgetvergabe. Squad-Modelle oder ambidextere Organisationsformen kombinieren Effizienz und Innovationskraft in wachsenden Unternehmen.


7. Nachhaltigkeit als Geschäftsmodell-Innovation

Wachstum ohne Verantwortung ist keine Option mehr. Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Compliance-Thema, sondern die Quelle für neue Geschäftsmodelle, Kundenbindung und Differenzierung. Organisationen, die Digitalisierung und Nachhaltigkeit gemeinsam vorantreiben, sind resilienter und wachsen profitabler. (Fraunhofer IAO, 2024).

8. Organisationsdesigns, die Innovation ermöglichen – nicht verhindern

Traditionelle Organisationsstrukturen stoßen im Kontext von Wachstum und Innovation schnell an ihre Grenzen. Innovative Designs wie Holacracy, Cell-Strukturen oder plattformbasierte Organisationen schaffen flexible, dezentralisierte Systeme, die schneller auf Marktveränderungen reagieren können. Das Ziel: Selbstorganisation stärken, Verantwortlichkeiten klar verteilen und Informationsflüsse optimieren. In der Praxis bedeutet das oft, Führung als Rolle statt als Titel zu denken und Entscheidungsprozesse dort zu verankern, wo die höchste Kompetenz liegt – nicht zwangsläufig an der Spitze. Das Organisationsmodell von Haier („Rendanheyi“) zeigt eindrucksvoll, wie radikale Dezentralisierung zu mehr unternehmerischem Denken in Teams führt und gleichzeitig Innovation und Kundennähe maximiert.


9. Ambidextrie: Exploitation und Exploration im Gleichgewicht

Ein besonders relevantes Konzept für wachstumsstarke Organisationen ist die Ambidextrie – also die Fähigkeit, gleichzeitig effizient das Bestehende zu optimieren (Exploitation) und Neues zu erkunden (Exploration). Moderne Organisationsdesigns ermöglichen diese Balance durch strukturelle Trennung (z. B. Innovationslabs), prozessorientierte Integration oder durch eine kulturelle Verankerung von Innovationsprinzipien im gesamten Unternehmen. Innovationsleiter:innen spielen dabei eine zentrale Rolle als Brückenbauer:innen zwischen Effizienz- und Innovationslogik. Die zwei Betriebssystem paaren Stabilität und Experimentierfreude. Der Schlüssel liegt im klaren Zusammenspiel.


Nachhaltige Innovation entsteht nicht zufällig. Sie ist das Ergebnis strategischer Führung, technologischer Kompetenz, gelebter Kultur und mutiger Entscheidungen. Wer die neun Hebel gezielt einsetzt, baut eine Innovationsmaschine, die mit dem Tempo des Wachstums mithält – und die Zukunft aktiv gestaltet.